587. Schützen- und Volksfest 2022

 

Unser 587. Schützen- und Volksfest findet vom 16. - 19. Juni 2022 im Liebfrauenhaus, Adamsstr. 21; 51063 Köln statt.

Das Königsschießen am Freitag, 17. Juni 2022 ab 15 Uhr wird auf dem Schießstand: Bertoldistraße 1, 51065 Köln durchgeführt.

Eine kleine Kirmes wird in der Zeit vom 16. - 19. Juni 2022 auf dem Wiener Platz durch Schausteller veranstaltet.

Hier finden Sie einige Informationen zum Fest.

 

Unseren aktuellen Würdenträger der Jahre 2019/2022:

 

König

Rolf Friedrich

 

Tellkaiserpaar

Hermann-Josef & Uschi Hemmersbach

Mülheimer Gottestracht 2022

Mülheimer Gottestracht 

Glaube und Tradition"

 

Liebe Mitglieder der Bruderschaft, liebe Interssierte der Bruderschaft:

 

Gottestracht ist eine alte, im Rheinland noch gebräuchliche Bezeichnung für eine Prozession. Die Fronleichnamsprozession der bis 1914 kreisfreien Stadt Mülheim am Rhein wird daher Mülheimer Gottestracht genannt.

 

Das Fronleichnamsfest

Der Ursprung des Fronleichnamsfestes liegt wohl in der Kirchenprovinz Köln, zu der früher das Bistum Lüttich gehörte. Das zuerst lokale Fest wurde mit einer Bulle von Papst Urban IV im Jahr 1264 für die ganze Kirche vorgeschrieben.

 „…..Wir haben daher, um den wahren Glauben zu stärken und zu erhöhen, für recht und billig gehalten, zu verordnen, daß außer dem täglichen Andenken, welches die Kirche diesem heiligen Sakramente bezeigt, alle Jahre auf einen gewissen Tag noch ein besonderes Fest, nämlich auf den fünften Wochentag nach der Pfingstoktav, gefeiert werde, an welchem Tag das fromme Volk sich beeifern wird, in großer Menge in unsere Kirchen zu eilen, wo von den Geistlichen und Laien voll heiliger Freude Lobgesänge erschallen……“                                 Aus der Päpstliche Bulle „Transiturus de hoc mundo“

 

Prozessionen

Prozessionen haben in der katholischen Kirche eine lange Tradition und es haben sich verschiedene Formen herausgebildet, so auch Flurprozessionen.

Flurprozessionen, die mit dem Allerheiligsten den Segen von der Kirche aus zu den umliegenden Feldern ländlicher Ansiedlungen brachten, dauerten früher wegen der langen Wege mehrere Stunden.

Besondere Elemente, insbesondere von Fronleichnamsprozessionen waren festlich geschmückte Altäre, an denen gebetet und der eucharistische Segen gespendet wurde. Die Altäre symbolisierten die vier Himmelsrichtungen.

 

Die Stadt Mülheim am Rhein

Mülheim war eine kleine Stadt am rechten Ufer des Rheins nördlich von Köln. Die katholische Gemeinde umfasste Buchheim und Mülheim mit einer Kirche, der Mauritiuskirche, deren restaurierte Reste heute als Friedhofskapelle dienen, und der kleinen Clemenskirche am Rhein.

Im beginnenden 18. Jahrhundert wanderten viele evangelische Industrielle wegen der Repressalien des katholischen Köln in das liberale Mülheim aus, wo sie auch Raum zur weiteren Entfaltung ihrer Betriebe fanden. Sie haben letztlich den wirtschaftlichen Aufschwung Mülheims eingeleitet. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg galt Mülheim, seit 1914 nach Köln eingemeindet, als erfolgreicher Industriestandort. Dann verlor sie zunehmend ihre Industriebetriebe und steuerte in eine tiefe Rezession. Erst seit der Jahrtausendwende erlangt Mülheim wieder zunehmende wirtschaftliche Bedeutung.

 

Die Mülheimer Gottestracht

Das Jahr 1274 wurde als Jahr der ersten Fronleichnamsprozession an St. Gereon in Köln angesetzt. In dieser Zeit könnte bereits auch der Ursprung der Mülheimer Gottestracht liegen, Originaldokumente, die den Beginn der Mülheimer Gottestracht belegen, gibt es wohl nicht. Seit dem 17. Jahrhundert aber gibt es Beschreibungen der Gottestracht aus mehreren Quellen.

Die Gottestracht begann mit einem festlichen Gottesdienst. Die anschließende Prozession hatte eine lange Wegstrecke. An drei Stellen wurde der Segen gespendet, eine Stärkungspause wurde an der Kirche in Buchheim eingelegt, bevor der Priester mit dem Allerheiligsten südlich der Clemenskirche eine Schalde bestieg. Die Prozessionsteilnehmer bestiegen andere Boote und begleiteten mit den böllernden Schützen die Schalde mit dem Allerheiligsten. Nach kurzer Fahrt flussaufwärts ließ sie sich flussabwärts zur Clemenskirche treiben. In Höhe der Clemenskirche wurde der Segen über den Fluss gespendet.

Flussabwärts der Clemenskirche landete die Schalde, die Prozession formte sich wieder und zog nach einer Predigt im Freien zur Clemenskirche, wo der Abschlussgottesdienst gefeiert wurde.

Zacharias Bertoldi, einst Bürgermeister von Mülheim beschrieb in seinem Tagebuch von 1797 bis 1824 mehrfach die Mülheimer Gottestracht. Aus seinen Aufzeichnungen geht auch hervor, dass der St. Sebastianus Schützenbruderschaft von 1435 der Schutz des Allerheiligsten und die öffentliche Ordnung am Festtag im Jahr 1802 übertragen wurden.

 

Ein stadtweites Fest

Da Mülheim überwiegend katholisch war, war die Gottestracht auch ein großes städtisches Ereignis. Entsprechend festlich wurde die Gottestracht ausgerichtet. Die Stadt finanzierte bis 1826 in großem Umfang die Kosten der Gottestracht z.B. für den Straßenschmuck mit jungen Bäumchen, sog. Maien, aus den umliegenden Wäldern und das Böllerschießen während der Gottestracht.

Ab 1807 wurde die überschießende Böllerei verboten und auch das Aufstellen der Maien wegen der Schäden in den umliegenden Wäldern.

Das verbliebene Einböllern der Gottestracht am Vorabend des Festes durch die Schützen der St. Sebastianus Schützenbruderschaft endete im Jahr 2004, da am gleichen Tag kurz zuvor das Nagelbombenattentat die Mülheimer Bevölkerung aufschreckte.

Auch heute noch werden die Mülheimer gebeten ihre Häuser zu schmücken oder zumindest zu beflaggen um dem Prozessionsweg einen festlichen Charakter zu verleihen.

 

Tradition hat Brüche.

Die Tradition der Gottestracht wurde mehrfach unterbrochen, Jahre, in denen keine Prozession durchgeführt werden konnte. So wissen wir, dass während der napoleonischen Besatzung die Gottestracht mehrfach ausfiel.

Im Jahr 1918 wurde die Gottestracht wegen möglicher Fliegerangriffe verboten und auch während des 2. Weltkrieges war die Gottestracht über Jahre hin untersagt.

Hochwasser und Unwetter haben in den Jahren 1928 die gesamte Prozession und 1983 die Schiffsprozession verhindert.

In den Jahren 2020 und 2021 ist es die Pandemie durch einen Coronavirus, die die Durchführung der Gottestracht unmöglich machte. Auch dieser Grund ist nicht einmalig. Ein Verbot von Prozessionen wegen der Pestepidemien ist uns bereits aus dem 15. und 16. Jahrhundert bekannt.

 

Der Ablauf der Mülheimer Gottestracht ist bis heute im Grunde erhalten. Die Durchführung unterliegt aber dem Wandel der Zeit.

 

Der Prozessionsweg

Der Prozessionsweg wandelte sich über die Jahrhunderte. Im ausgehenden 20. Jahrhundert wurde die Gottestracht häufiger so ausgestaltet, dass sie auf die sozialen Schwierigkeiten der Menschen im Stadtteil aufmerksam machen sollte. Der festliche Auftakt der Prozession, die Eucharistiefeier, wurde beispielsweise aus der Kirche in den öffentlichen Raum verlegt, die Prozession zog dann auch durch soziale Brennpunkte.

1974 wurden anlässlich des 700-jährigen Jubiläums die Mülheimer Gottestracht mit der Kölner Fronleichnamsprozession vereinigt.

Einige Jahre zogen von den Kirchen der Gemeinde die Gläubigen in Sternprozessionen zur Liebfrauenkirche und von dort zum Rhein.

Die heutige Prozession zieht auf kurzem Weg von der Liebfrauenkirche zum Rhein, ein Altar ist am Norbert-Burger-Seniorenheim aufgebaut. Die Größe des Schiffes, der Rheinfantasie der KD, erlaubt es, dass die gesamte Prozession auf das Sakramentsschiff ziehen kann. Begleitet wird das Schiff von anderen Schiffen und Booten. Der Eucharistische Segen für Stadt und Fluss wird auch heute noch vom Schiff aus in Höhe der Clemenskirche gespendet.

 

Entwicklung der Ökumene

Das Fronleichnamsfest, von Luther abgelehnt, war seit der Reformation ein Streitpunkt zwischen Katholiken und Protestanten. Ein besonderes Element der Gottestracht nach der Rheinfahrt war eine „Erbauungspredigt“ im Freien vor dem Abschlussgottesdienst. Sie erlangte von etwa der Mitte des 18. Jahrhunderts jährlich als Kontroverspredigt einen aus heutiger Sicht sehr zweifelhaften Ruf.

Diese Predigten angereister katholischer Geistlicher am Ende der Prozession waren theologische Vorschlaghämmer gegen den Protestantismus und sogar anschließende Schlägereien sind überliefert.

Die Kontroverspredigten wurden wegen ihres aufrührerischen Potenzials ab 1810 von der französischen Besatzungsmacht verboten.

Im Widerspruch dazu stand das im Jahreslauf gedeihliche Zusammenleben der zugezogenen Evangelischen und den ansässigen Katholiken.

Die heute in Mülheim gelebte Ökumene mit den evangelischen Gemeinden ist gekennzeichnet von gegenseitiger Achtung und Geschwisterlichkeit auch bei diesem katholischen Fest.

 

Die Gottestracht mit internationalem Flair

Die Internationalität der Gottestracht begann im Jahr 2006 durch die Teilnahme der ansässigen indischen und ghanaischen Gemeinde. Weitere internationale Gemeinden sind an der Gemeinde St. Clemens und Mauritius angebunden.

Seit dem Jahr 2001 liegt der Durchführung der Gottestracht jeweils ein biblisches Wort zugrunde, das das ganze Fest durchzieht.

Nach etwa 3 1/2 Stunden ist die Mülheimer Gottestracht vorbei und die Teilnehmer können sich im Liebfrauenhaus laben.

Eine Kaffeefahrt auf dem Prozessionsschiff am Nachmittag, bei der die Bewohner der Seniorenheime seit den 1950er Jahren eingeladen werden, beschließt den Fronleichnamstag.

 

Die Tradition der Schützen

Erstmals 1435 treten sie in die lokale Geschichtsschreibung. Eine 587 Jahre andauernde Tradition.

Aber erst im frühen 18. Jhdt. finden sich zunehmend Erwähnungen in den Geschichtsbüchern bis zum heutigen Tag.

Die Schützen waren damals eine wehrhafte Truppe und schützten mehrfach die Stadt Mülheim vor brandschatzenden Horden während der napoleonischen Kriege.

Damals waren die Schützen bis in die höchsten gesellschaftlichen Kreise anerkannt.

Die Verbindung zur Gottestracht entwickelte sich nach den napoleonischen Kriegen. Die Schützen übernahmen die Begleitung des Allerheiligsten während der Landprozession.

Das Schützenfest wurde Anfang des 20. Jahrhunderts vom Juli auf das Fronleichnamsfest und die darauf folgenden Tage verlegt. Dies ist bis heute so geblieben.

In der seither wechselhaften Geschichte mit zwei Weltkriegen haben auch die Schützen eine unterschiedliche Entwicklung genommen. Im Jahr 1921 war auch infolge des 1. Weltkrieges der Mitgliederbestand so geschmolzen, dass die wenigen Schützen werbend durch die Straßen Mülheims zogen und dabei erfolgreich waren. Im Jahr darauf zählten sie wieder mehr als 100 Mitglieder.

Heute ist die Mitgliederzahl wieder geschrumpft, frühere soziale Projekte und auch die Miete des Prozessionsschiffes können nicht mehr finanziert werden.

Nun ist den Schützen auch noch der bisherige Festplatz abhandengekommen. Die so dringende Sanierung der Mülheimer Brücke bezieht den Festplatz südlich der Brücke teilweise mit ein.

 

Text von Dr. Carl Müller-Platz

 

Ehrenschütze 2019

Eric Haeming

Stellv. Bezirksbürgermeister

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